„Europa ist endlich aufgewacht“

Experteninterview – 2. Mai 2023

Im Interview erzählt Michael Schmela, Committee Chairman der Intersolar Europe Conference und Executive Advisor von SolarPower Europe, was uns dieses Jahr auf der Intersolar Europe Conference erwartet und welche Themen aus seiner Sicht besonders wichtig sind.

Die Veranstaltung rückt immer näher. Was können Teilnehmende der diesjährigen Intersolar Europe Conference erwarten? Und welche Themen stehen 2023 im Fokus?

Auf der Intersolar Europe Conference erwartet Teilnehmende ein Rundum-Überblick zu dem, was gerade in der Branche relevant und interessant ist. In diesem Jahr starten wir mit einem globalen Überblick und beleuchten dabei die Strategien zur Dekarbonisierung. Danach geht es vor allem um Europa und wir stellen zu Beginn unseren jährlichen „Global Markt Outlook for Solar Power“ vor. Er zeigt, dass der europäische Markt in einer enormen Geschwindigkeit wächst – sogar schneller als viele andere Regionen weltweit. Wir beschäftigen uns mit den am stärksten florierenden Märkten und beleuchten dabei, welche Herausforderungen und Chancen daraus resultieren. Darüber hinaus werden wir uns auch der Finanzierung von PV-Projekten widmen. Dabei geht es um die Frage, wie der schnelle und großflächige Einsatz von Solarenergie in Europa möglich wird.

Worauf wir in diesem Jahr auch einen besonderen Fokus legen, ist die europäische PV-Produktion. Denn im Zuge des Krieges in der Ukraine und der Energiekrise ist Europa endlich aufgewacht und drängt nun darauf, die Produktion resilienter zu machen. In diesem Zusammenhang gibt es zwei Sessions, die von SolarPower Europe im Auftrag der Europäischen Kommission organisiert wurden und in denen Experten die Strategien diskutieren, mit denen die Europäische Union eine solare Renaissance in der Fertigung erreichen will.

2023 ganz neu ist das Thema Hybridanwendungen. Denn es werden immer mehr Solaranlagen – und wie wir alle wissen, scheint die Sonne nicht rund um die Uhr. Um eine 100-prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien zu realisieren, brauchen wir daher andere Technologien. Aus diesem Grund werden immer mehr hybride Systeme installiert. Das heißt, Solar- und Windkraftanlagen in Kombination mit Speichern, die auch Netzdienstleistungen erbringen können. In diesem Stream befassen wir uns auch mit der Solarenergie auf europäischen Dächern. Denn Dachsolaranlagen machen etwa zwei Drittel der Gesamtinstallationen aus. In unseren Sessions sprechen wir darüber, welche Geschäftsmodelle es für Dachanlagen gibt. Dabei geht es auch darum, wie man individuelle Energieunabhängigkeit erreichen kann. Darüber hinaus gibt es drei Sessions zum Thema Solarenergie im Versorgungsbereich, der heute ein Drittel ausmacht, aber langfristig wachsen wird.

Mit im Konferenzprogramm haben wir auch das Thema Nachhaltigkeit. Zwar kann man sagen, dass Solarenergie von Natur aus nachhaltig ist. Es geht aber vielmehr um die Projektplanung und darum, wie man sicherstellt, dass alle ESG-Kriterien in die Projektplanung einbezogen werden und dass die Lieferkette transparent ist. Es ist wichtig für Unternehmen zu verstehen, woher ihre Produkte kommen.

Zuletzt werden auch Technologie-Trends beleuchtet, sodass niemand einen Trend verpasst. Auch zu den unterschiedlichen modernen PV-Anwendungen wird es Sessions geben. Dazu zählen Agri-PV, die die Bedürfnisse der Energie- und Lebensmittelbranche zusammenbringt, sowie Floating-PV, die dort zum Einsatz kommt, wo Land immer knapper wird und wo man auf Seen oder Wasserreservoirs ausweichen muss.

Betrachten wir die Konferenz als Ganzes, was die Benefits für Teilnehmende? Wieso sollten sie sich für eine Teilnahme an der Konferenz entscheiden?

Es macht Sinn, den Besuch der Messe mit einem Konferenzbesuch zu verbinden. Die Konferenz beginnt einen Tag früher, sodass die Teilnehmenden einen guten Einstieg in die verschiedenen Top-Themen und Innovationen kriegen. So sind sie optimal für den Messebesuch vorbereitet. Selbstverständlich bietet die Konferenz Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit Akteuren aus aller Welt zu vernetzen. Darüber hinaus haben wir bei der Zusammenstellung der Sessions darauf geachtet, renommierte Technologieführer aus verschiedenen Bereichen für die Präsentationen zu gewinnen. Ein qualifiziertes Konferenzkomitee stellt dabei sicher, dass es um die Inhalte selbst geht und weniger um Produktpräsentationen. Das ganze Programm ist so konzipiert, dass es einen Deep Dive in verschiedene Themen in kürzester Zeit ermöglicht.

Welche Märkte sind aktuell besonders im Kommen und inwieweit wird das im Programm aufgegriffen?

Zu Beginn werden wir den „Global Market Outlook for Solar Power“ vorstellen. Das ist ein weltweit bekannter und anerkannter Bericht, der einen guten Überblick über die neuesten Entwicklungen in den einzelnen Märkten gibt. Der größte Markt ist dabei Deutschland. Es folgen darauf Spanien, Polen und die Niederlande. Wir werden nationale Verbände dieser Märkte sowie Unternehmensvertreter vor Ort haben, die alles Wissenswerte zu den Entwicklungen teilen werden.

Was sind aus Ihrer Sicht die Must-Attend-Sessions, auch in Hinblick auf die einzelnen Stakeholder-Gruppen?

Was ziemlich neu ist und bisher noch nicht auf der Agenda stand, ist das Thema Hybridkraftwerke. Hybride PV-Kraftwerke sind mein absolutes Lieblingsthema der diesjährigen Konferenz. Hier geht es wirklich darum, wie eine Stromversorgung mit erneuerbaren Energien rund um die Uhr sichergestellt werden kann. Das ist etwas, worüber wir in der Branche noch mehr lernen müssen.

Denn das Thema steht zunehmend auf der Agenda von immer mehr Akteuren – und das auf Unternehmens- als auch Verbraucherseite. Für große Unternehmen, die zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen wollen, ist es wichtig, dass der daraus entstehende Strom immer zur Verfügung steht. Die Session richtet sich vor allem an Projektentwickler und EPCs – also an alle, die sich mit der Entwicklung und der Installation von Freiflächenanlagen befassen.

Aber auch die Sessions zum Thema PV-Produktion gehören zu meinen Favoriten. Denn wir müssen die Solarproduktion zurück nach Europa holen. Nur so können wir unsere Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten verringern. Diese Session ist so ausgelegt, dass sie beispielsweise auch politische Entscheidungsträger in Brüssel anspricht. Mit dabei ist der General Director von GD Grow sowie alle relevanten Partner aus Forschung und Produktion. Diese Sessions wurden von SolarPower Europe und der European Solar Industry Alliance, einer Initiave der Europäischen Kommission, ausgestaltet.

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