Forum Solar PLUS 2024: Stromnetze im Vordergrund

Neuigkeit – 3. Dezember 2024

Auf der größten deutschen Photovoltaik-Wirtschaftstagung, die vom 26. bis 27. November 2024 in Berlin stattfand, tauschten sich die über 600 teilnehmenden Vertreter aus Industrie und Politik über die Herausforderungen und Chancen eines zunehmend von Photovoltaik und Wind dominierten Stromsystems aus. Dabei lautete der Grundtenor: Es braucht mehr Flexibilität und Speicherlösungen, um die Netze zu entlasten, einen maximalen Anteil des erneuerbar erzeugten Stroms zu verbrauchen und somit einer Drosselung des PV-Zubaus aufgrund systemischer Mängel entgegenzuwirken.

„Flexibilität ist die neue Leitwährung für das Marktdesign“, sagte Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) auf der Podiumsdiskussion zur Eröffnung der Veranstaltung. Im Vordergrund standen diesbezüglich dynamische Stromtarife und der Smart-Meter-Rollout in Deutschland sowie das Schaffen flexibler Nachfrage mit Elektrolyseuren, E-Mobilität und Wärmepumpen. Auf der Berliner Zusammenkunft herrschte Einigkeit darüber, welche Aufgaben von Politik und Branche derzeit wahrgenommen werden müssen, um die PV weiterhin zu fördern: „Wir müssen die Preisexplosionen bei den Netzen in den Griff bekommen“, mahnte Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Zu hohe Netzentgelte, die in zu hohen Verbraucherstrompreisen mündeten, seien vor allem auf die gewaltigen Investitionen in den Netzausbau und Redispatch-Maßnahmen zur technischen Abregelung von erneuerbaren Erzeugungsanlagen zurückzuführen. Eine weitere, auf dem Forum Solar PLUS vielzitierte Thematik war die wirtschaftliche Abregelung von Anlagen aufgrund negativer Börsenstrompreise, die in den letzten Jahren durch ein Überangebot an Solarstrom zu Spitzenerzeugungszeiten vermehrt aufgetreten ist. Denn dass die nicht eingespeisten Strommengen derzeit trotzdem mit der EEG-Förderung vergütet werden, ohne verbraucht zu werden, führt nicht nur bei Endverbrauchern zu Unverständnis, sondern führte auch in Berlin zu der Diskussion: Ist eine Abschaffung der Förderung sinnvoll, sollte die Politik regulatorisch eingreifen? „Negative Strompreise zeigen, dass der Markt funktioniert. Das Denken, diese seien falsch, ist hinderlich“, sagte Tobias Kurth, General Manager und Prokurist bei der Montel Group. Er plädierte für eine Lösung, die von den Marktakteuren herbeigeführt werde, nicht von der Politik.

Zu viel Solarstrom für zu wenig Netz – zu hohe Kosten: Auch der Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) griff das Thema in seiner diesjährigen Keynote auf dem Forum Solar PLUS auf: „Wir haben den Strom sauber gemacht, jetzt machen wir den Strom günstig“, lobte er die zu über 50 Prozent erneuerbar erzeugte Energie im deutschen Strommix. Die Erneuerbaren müssen nun den nächsten Lernschritt vollziehen, der in der Flexibilisierung besteht. Habeck sprach sich jedoch gegen eine zeitnahe, vollständige Kappung der EEG-Förderung aus: „Den Faden nicht abreißen“.

Die anstehenden Neuwahlen in Deutschland sowie ein sich abzeichnender, möglicher Regierungswechsel wurden beim Forum Solar PLUS in das Panorama für die Solarenergie einzuordnen gesucht. Denn viele Branchenvertreter rechnen bei einem Wechsel der Regierungsparteien mit weniger politischem Rückenwind für die Branche. „Wir hatten eine Phase der Druckbetankung mit erneuerbaren Energien“, lobte Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft, die scheidende Koalition. In Berlin war man sich jedoch einig, dass die Energiewende sowie Solar und Wind als systemsetzende Energiequellen eine globale, unaufhaltbare Bewegung sind – daher herrschte nach wie vor Zuversicht und positive Stimmung in der Branche.

Wie Solarstrom besser im Strommarkt integriert werden kann – dazu gab es Konferenzsessions zu den Themen Hybridanlagen und Batteriespeicher (Speicherung und bedarfsgerechte Einspeisung von PV-Strom) sowie Power Purchase Agreements (PPAs). Bezüglich der vorherrschenden PV-Geschäftsmodelle zeigte sich bei der Veranstaltung: Der Markt wird immer mehr privatwirtschaftlich organisiert werden. Die Photovoltaik wird zunehmend im System gedacht: Zusammen mit Speichern, E-Mobilität und Wärmepumpen gesteuert durch vollständig digitalisierte und oft KI-gestützte Energiemanagementsysteme. Das Key-Take-away des Forum Solar PLUS galt jedoch den Stromnetzen: Geduld und Zusammenarbeit sind nötig – für Netzausbau, Digitalisierung und der von Netzbetreibern und PV-Unternehmern gemeinsam betriebene Hebung von brachliegenden Potenzialen. Die Netze sind nicht schnell genug mit dem PV-Boom der letzten Jahre mitgewachsen – daher muss die Branche vielfältige Lösungen für das Problem anwenden.

Das nächste Forum Solar PLUS wird vom 18. bis 19. November 2025 im bcc Berlin Congress Center stattfinden.

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