EM-Power Europe: Start-ups digitalisieren die Energiewelt

Branchenneuigkeit – Dienstag, 21. Mai 2024

Mit frischen und kreativen Ideen rund um die Digitalisierung des Stromsystems leisten Start-ups einen wichtigen Beitrag für die Energiewende. Auf der EM-Power Europe präsentieren sie ihre Lösungen und Produkte. Wir haben als Appetitmacher ein paar von ihnen exemplarisch herausgegriffen.

Der fortschreitende Ausbau der fluktuierenden erneuerbaren Energien macht einen flexibleren Stromverbrauch zu einer Grundvoraussetzung der Energiewende. Möglich wird die intelligente Verbrauchssteuerung durch die Digitalisierung. Diese hat vielfältige Aspekte: Sie hilft das Stromsystem zu stabilisieren, es ergeben sich für innovative Unternehmen interessante Geschäftsmodelle, und flexible Endverbraucher haben die Möglichkeit, spürbare finanzielle Einsparungen zu erzielen.

Nötig sind dafür ausgeklügelte Mess- und Steuerungskonzepte. Solche werden zunehmend attraktiv, nachdem zeitvariable Strompreise, die seit Jahren schon diskutiert werden, inzwischen verfügbar sind; erste Unternehmen sind bereits mit Tarifen am Markt, die sich stundenscharf am Spotmarkt orientieren. Gerade mit größeren Stromverbrauchern, wie Wallboxen oder Wärmepumpen, ergeben sich so erhebliche Potenziale, um die Stromrechnung zu senken. Auf der Fachmesse EM-Power Europe werden nicht nur zahlreiche etablierte Akteure, sondern auch Start-ups und junge Unternehmen der neuen Energiewelt ihre Konzepte und Produkte für eine zunehmend digitalisierte Stromwelt vorstellen.

Mit „Plug-and-Play“ zum Smart Meter

Raitschin Raitschew, eniqo

Am Anfang jeder Flexibilisierung steht ein Smart Meter. Gibt es einen solchen im Haus noch nicht, sondern nur einen gewöhnlichen digitalen Zähler, bietet das Start-up eniqo ein Gerät an, das den bestehenden Zähler „smartifiziert“, wie es im Unternehmen heißt. Endverbraucher könnten das betreffende Zusatzgerät „selbst und ohne Fachkraft oder Fachkenntnisse in Betrieb nehmen“, wie Geschäftsführer Raitschin Raitschew sagt. Von einer „Plug-and-Play-Lösung“ spricht das Unternehmen, das sowohl Hardware, wie Software entwickelt und die Daten in einer Cloud speichert. Netzbetreiber und Stromanbieter könnten diese Daten dann zur Stabilisierung der Netze nutzen und Privatkunden bekommen die Möglichkeit, dynamische Stromtarife zu buchen.

So können flexible Verbraucher ihre Stromkosten senken, etwa indem die Steuerungstechnik ein E-Fahrzeug dann lädt, wenn die Preise am Spotmarkt wegen einer hohen Einspeisung aus erneuerbaren Energien günstig sind. In einem nächsten Schritt könnten dann künftig auch noch „Mikrospeicher“, also Batterien, die über die Steckdose angeschlossen werden, das System optimieren, heißt es bei eniqo.

„Energiemanagement auf Autopilot“

Till Quack, Zerofy

Dass man auch ohne zusätzliche Hardware seinen elektrifizierten Haushalt intelligent steuern kann, zeigt unterdessen das Unternehmen Zerofy. Viele Verbraucher hätten bereits Haushaltsgeräte im Einsatz, die über eine digitale Schnittstelle verfügen, schließlich gebe es am Markt bereits mehr als 500 entsprechende Geräte von mehreren Dutzend Anbietern, sagt Firmenmitbegründer Till Quack. Eingebunden werden könnten neben allen intelligenten Haushaltsgeräten speziell PV-Anlage und Speicher, Wallbox und Wärmepumpe. Es reiche eine einzige App, um die Geräte anzusteuern und die Daten cloudbasiert zu verwalten.

So bringe man „Ordnung ins Geräte-App Chaos“, sagt Quack. Auch Wetterdaten sind in der App sichtbar und helfen dabei, den Verbrauch zu optimieren, etwa eine absehbar hohe Erzeugung der eigenen Solarstromanlage frühzeitig mit in die Planung einzubeziehen. Zielgruppe von Zerofy sind zum einen die Verbraucher selbst, aber das Unternehmen bietet die App auch als „White-Label“ für Energieversorger an, die unter der eigenen Marke das Produkt für ihre Kunden anbieten können.

„Datenzentrische Architektur, speziell für KMU“

Rafail Kasapis, Apollo Green Solutions

Ein Energiemanagementsystem für Photovoltaikanlagen auf gewerblichen Gebäuden hat die Firma Apollo Green Solutions entwickelt. Das Unternehmen denkt dabei etwa an Solaranlagen auf Bürogebäuden, Lagerhallen, Hotels oder öffentlichen Gebäuden. Speziell seien kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Zielgruppe, man habe aber als Pilotprojekt auch bereits einen Großkonzern als Kunden, so die Firma. „Wir bieten das komplette Paket, von Hardware und Software bis zum Service“, sagt Geschäftsführer Rafail Kasapis. Das System optimiert Verbräuche anhand der Eigenerzeugung, bindet gegebenenfalls Speicher mit ein und berücksichtigt auch Börsenstrompreise und Wetterprognosen.

Die Hardware könne herstellerunabhängig aufgeschaltet werden, zumal Apollo Green Solutions auf unterschiedliche Kommunikationsprotokolle zurückgreifen könne. „Wir nutzen eine datenzentrische Architektur“, sagt Kasapis – das heißt: Man baue das System um die Daten herum und setzte auf eine hohe Dateninteroperabilität.

Batteriekapazitäten für die Spotmärkte

Hauke Lapschies, Levl Energy

Speziell auf das Management von Batteriespeichern konzentriert sich das Start-up Levl Energy. Das Unternehmen erklärt, es befähige Batterien von Kunden mit ungenutzten Speicherkapazitäten „fortlaufend eine Arbitrage an den ‚Spot-Märkten‘ zu erwirtschaften“. Ist der Preis einer Kilowattstunde niedrig, kauft das Unternehmen Strom ein und belädt damit die Batterie des Kunden. Ist der Preis hoch, verkaufe man wieder – „die Differenz ist das Geschäftsmodell des Kunden“, erklärt Levl Energy. Diese erhalten dafür eine Vergütung. Das Angebot richtet sich speziell an Unternehmen: „Wie legen den Fokus auf Gewerbespeicher, etwa ab 50 Kilowattstunden Kapazität“, sagt Geschäftsführer Hauke Lapschies. Künftig wolle man die Grenze auf 30 Kilowattstunden senken.

Da diese Strommengen allerdings noch immer viel zu klein seien für die Strombörse, verbinde Levl Energy viele Batterien „zu einer großen, virtuellen Flexibilität, die dann optimale Handelsergebnisse erzielen kann“. So schaffe man auch Skalierungseffekte, von der wiederum alle entsprechend ihres Anteils profitieren. Dieses Modell erfolge in Kooperation mit dem jeweiligen Stromlieferanten und werde in das bestehenden Energiemanagementsystem eingebunden.

„Metering-as-a-Service“ für Mieterstrom

Aurelius Wosylus, neugemacht

Eine besondere Herausforderung für die Abrechnung sind Mieterstromprojekte aufgrund der Vielzahl der betroffenen Parteien und somit der Vielzahl der Messstellen. Die Firma neugemacht hat für solche Fälle eine digitale Plattform entwickelt, die sich vor allem an Immobilienunternehmen richtet aber auch an Gewerbebetriebe mit komplexen Messanforderungen. neugemacht spricht von einem „Komplettangebot von dem E-Mobilitätsladeanbieter, Erzeuger erneuerbarer Energien, Klimaanlagen-Hersteller, Submetering-Unternehmen und Energieversorgergesellschaften gleichermaßen profitieren können“. Mieterstromkonzepte, die ein ausgeklügeltes Messkonzept benötigen, um den Eigenverbrauch von PV zu optimieren und den Reststrombezug eines jeden Haushalts abzurechnen, sind aber ein Kernthema.

„Wir bieten Metering-as-a-Service aus einer Hand“, sagt Geschäftsführer Aurelius Wosylus. Zielgruppe sind neben den Wohnbaugesellschaften auch Infrastrukturbetreiber, die ihren Kunden eine solchen Rund-um-Service anbieten möchten. neugemacht ist ein Joint Venture der Unternehmen Gridspertise (Enel-Gruppe), einem Global Player, der die digitale Transformation von Verteilnetzen vorantreibt, und Cuculus, einem führenden deutschen Softwareunternehmen, das sich auf kritische Infrastrukturen spezialisiert hat.

150 erste Dates auf The smarter E Europe

Alle hier vorgestellten Start-ups sind Aussteller in der Start-up Area der The smarter E Europe in Halle C5 vom 19.–21. Juni 2024 auf der Messe München. Nutzen Sie die Gelegenheit für ein informatives Gespräch mit diesen und vielen weiteren Jungunternehmern.

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