München/Pforzheim, 25. Mai 2023 – Die Photovoltaik-Produktion soll nach Europa zurückkehren – mit starkem Rückenwind aus der Politik. Denn um die Energiesouveränität und die Resilienz des europäischen Energiesystems auf Dauer zu erreichen, müssen technologische Abhängigkeiten und Lieferkettenschwierigkeiten minimiert werden. Die Intersolar Europe, die weltweit führende Fachmesse für die Solarwirtschaft, widmet sich gleich mehrfach dem hochaktuellen Thema: So stellen auf der Intersolar Europe Conference 2023 Experten Strategien vor, mit denen die Europäische Union (EU) die Wiederansiedlung der Photovoltaik-Produktion in Europa erreichen will. Darüber hinaus präsentieren Aussteller auf der Fachmesse innovative Lösungen für die PV-Produktionstechnik und Experten berichten auf der „PV Manufacturing Stage“ über Highlights der Fertigung von Solaranlagen. Die Intersolar Europe ist Teil von The smarter E Europe und findet parallel zur ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe vom 14. bis 16. Juni auf der Messe München statt.
Politik und Wirtschaft sind sich einig: Photovoltaik (PV) muss wieder in Europa gefertigt werden – der Ausbau der Produktion ist zu beschleunigen, Bremsen sind zu lösen. Aktuell übersteigt die PV-Nachfrage die verfügbaren Produkte europäischer Hersteller um ein Vielfaches. So wurden laut dem Marktforschungsunternehmen PwC im Jahr 2021 in der gesamten EU lediglich Module mit einer Leistung von 8,3 Gigawatt (GW) hergestellt. Zum Vergleich: Allein Deutschland will in diesem Jahr PV mit einer Leistung von 9 GW installieren. Lieferkettenschwierigkeiten und technologische Abhängigkeiten drohen den boomenden PV-Ausbau zu behindern.
Mehr PV-Module „made in Europe“
Die Politik hat das erkannt und gibt dem Ausbau der PV-Produktion Rückenwind: Laut aktueller PV-Strategie der Bundesregierung wollen Deutschland und Europa industrielle Produktionskapazitäten für die gesamte PV-Wertschöpfungskette aufbauen, sodass künftig die steigende Nachfrage maßgeblich aus heimischer Produktion gedeckt werden kann. Dafür erarbeitet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) eine Studie zur Wiederansiedlung der PV-Industrie in Deutschland („Libertas“). Die Regierung plant außerdem ein Investitionsförderprogramm sowie die stärkere Förderung von Forschung und Entwicklung.
Auch die EU setzt auf den Ausbau der Produktion: Im Jahr 2030 sollen 40 Prozent der jährlich zu installierenden PV-Module aus europäischer Produktion stammen. Die Europäische Kommission hat im „Green Deal Industrial Plan“ neue Beihilferegeln (Temporary Crisis and Transition Framework, TCTF) beschlossen, um die Produktion von PV-Modulen – ebenso wie von Batterien, Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Elektrolyseuren – zu fördern. Die kürzlich gegründete European Solar PV Industry Alliance (ESIA) plant, bis 2025 eine PV-Industrie mit einer jährlichen Produktionskapazität von 30 GW und einer wirtschaftlichen Wertschöpfung von 60 Milliarden Euro in Europa zu etablieren. Mehr als 400.000 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Die europäische PV-Industrie reagiert auf die stärkere Nachfrage – und handelt bereits. Aktuelle Beispiele: SMA Solar Technology (Deutschland) baut in Hessen eine 20-GW-Fabrik für Systemlösungen für PV-Großanlagen. Wechselrichter-Produzent Fronius (Österreich) investiert in diesem Jahr 233 Millionen Euro in den Ausbau der Produktionskapazität. Belinus (Belgien) plant Fünf-GW-Modulfabriken in Belgien und Georgien, Futurasun (Italien) eine Zwei-GW-Modulfabrik in Cittadella (Venetien). Der italienische Energieversorger Enel baut eine Drei-GW-Modulfabrik in Sizilien. Der litauische Modulhersteller Solitek investiert ebenfalls in ein neues Werk in Italien.
Kernthema der Intersolar Europe Conference und Fachmesse Intersolar Europe 2023
Die Renaissance der europäischen PV-Produktion ist hochaktuell – und deshalb gleich mehrfach Thema auf der Intersolar Europe Conference 2023: Am 13. und 14. Juni stellen Experten im International Congress Center Messe München (ICM) ihre Strategien für den Ausbau der PV-Produktion vor. In der Session „Strategien für eine globale & europäische Dekarbonisierung: Diskussion zur langfristigen Rolle von Solarstrom“ stellen Vertreter des europäischen Branchenverbands SolarPower Europe den Bericht „Global Market Outlook 2023-2027“ vor und berichten über politische Maßnahmen sowie Geschäftsstrategien für einen beschleunigten Ausbau von Solarkapazitäten. In zwei ESIA-Foren zur „Solarproduktion in Europa“ diskutieren die Teilnehmer Hindernisse beim Aufbau der europäischen Solarindustrie und darüber, wie die lokale Produktion gefördert werden kann.
Auf der Intersolar Europe 2023 präsentieren Aussteller vom 14. bis 16. Juni in der Halle A2 innovative Lösungen für die Produktionstechnik. Außerdem berichten Experten auf der vom VDMA und SolarPower Europe organisierten „ PV Manufacturing Stage “ (Halle A2, Stand A2.409) über Highlights der Solarproduktion: Hersteller von Solarwafern, -zellen und -modulen sowie PV-Produktionsanlagen tauschen sich über Technologien, Prozesse und Konzepte aus. Außerdem gibt es Präsentationen zu Zell- und Modultechnologien und zu modernsten Produktionsanlagen „made in Europe“. Führende Solarhersteller stellen Geschäftsszenarien vor. Neben der integrierten PV, beispielsweise für Gebäude und Fahrzeuge, werden Charakterisierung und Messtechniken für Wafer, Zellen und Module präsentiert. Außerdem lädt der VDMA am 13. Juni zu einem Workshop über die „Libertas“-Studie zur Wiederansiedlung der PV-Industrie in Deutschland ein.
Die Intersolar Europe sowie die Parallelveranstaltungen ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe finden vom 14.–16. Juni 2023 im Rahmen Europas größter energiewirtschaftlicher Plattform The smarter E Europe auf der Messe München statt.