Die durchschnittliche Lebensdauer einer Photovoltaikanlage beträgt dreißig Jahre. Deshalb musste sich die europäische Solarbranche bisher noch nicht mit Abfallströmen auseinandersetzen, die eine proaktive Einbindung in den Materialkreislauf nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft beschleunigen würden.
Durch die zu erwartende deutliche Zunahme an Altmodulen kommt diese Herausforderung allerdings bald auf uns zu. Es wird geschätzt, dass der Elektroschrott aus PV-Anlagen stammend bis zum Jahr 2030 auf 8 Millionen Tonnen anwachsen könnte, und bis 2050 sogar auf 60–70 Millionen Tonnen.
Das entspricht 3–16 Prozent des heute anfallenden Elektroschrotts pro Jahr. Um dieser Entwicklung zu begegnen, müssen die Recyclingkapazitäten in Europa hochgefahren werden – und zwar vor der für 2030 erwarteten großen Welle an PV-Altmodulen.
Die Europäische Union hat bei der Festlegung von Standards für die Kreislaufwirtschaft in der Solarindustrie eine führende Rolle übernommen. Seit 2012 unterliegenPV-Abfallprodukte der Neufassung der WEEE-Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte. Die Richtlinie verlangt, dass alle Hersteller von PV-Modulen, die auf dem europäischen Markt vertrieben werden, die Kosten der Sammlung und des Recyclings am Ende der Nutzungsdauer übernehmen.
Außerdem legt die Richtlinie fest, dass mindestens 80 Prozent der Gesamtmenge an Altmodulen für die Wiederverwertung aufbereitet und und recycelt werden müssen. Die kommenden Ecodesign-Richtlininen für PV-Module und Wechselrichter wird sich auch stark auf die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und die Reparaturfähigkeit der Komponentenauswirken.
Hersteller haben bereits neue Recycling-Technologien und -prozesse entwickelt. Dabei ist die geforderte Recyclingrate von 80% der PV-Module nicht das eigentliche Problem.
Module bestehen hauptsächlich aus weitverbreiteten Materialien wie Glas, Aluminium und Kunststoff. Zurzeit werden Solarmodul nach Ende der Nutzungsdauer in den bereits verfügbaren Recycling-Anlagen für Glas oder Metall rezykliert. Hier werden die Materialien normalerweise mechanisch getrennt, was zu einer beachtlichen technischen Recyclingquote von bis zu 90% des Gesamtgewichts führt. Vor allem Alurahmen und Glas können gut verwertet werden. Außerdem wird durch die Verbrennung der Kunststoffteile Energie gewonnen.
Die eigentliche Herausforderung liegt in der Rückgewinnung von Materialien wie Silber, Zink, Tellurium, Indium und Gallium, die gewichtsmäßig nur einen kleinen Teil ausmachen.
Um PV-Module komplett kreislauffähig zu machen, gilt es einige Hindernisse zu überwinden. Je mehr unterschiedliche Materialien, Designs und Formate auf den Markt kommen, desto schwieriger wird es, die Materialien in denRecyclinganlagen zu trennen. Oft ist dann ein zusätzlicher Sortierschritt notwendig. Je größer die Abfallmengen, desto einfacher wird es, die Recyclingkosten zu optimieren.
Der Fakt das die wenigsten PV-Module bei Aussortierung das Ende der Nutzungsdauer erreicht haben sowiedie Vielfalt der verwendeten Technologien machen eine Optimierung der Prozesse momentan schwierig. Die zu erwartenden Abfallströme werden die Chance bieten, wertvolle Materialien wie Silber, Zink, Tellurium, Indium und Gallium in der EU für die Herstellung neuer elektronischer Geräte wiederzuverwerten.
Recycling wird eines vieler Themen zu Nachhaltigkeit in der PV-Branche auf dem
Sustainable Solar Europe Summit
sein.
Sustainable Solar Europe
7. Dezember 2023
La Tricoterie, Brüssel
In Session 2 geht es um die EU-Gesetzgebung zur umweltgerechten Gestaltung, Energielabel und solare Vorzeigeprodukte, in Session 5 bekommen Sie Einblicke in nachhaltigere Lösungen für Solarprodukte nach dem Ende der Lebensdauer.