Dieses Trendpapier als PDF herunterladen
Die Zahl der Prosumern, die mit ihren PV-Anlagen gleichzeitig Strom produzieren und verbrauchen, wächst rasant. Mit einer Gesamtleistung von über 40 Gigawatt (GW) leisten diese „Produzenten-Konsumenten“ bereits einen bedeutenden Beitrag zum Energiesystem. Beispielsweise könnte ihre Einspeisung in Deutschland zur Mittagszeit im Sommer bis zu 50 Prozent der Last abdecken – eine erfreuliche Entwicklung.
Doch der starre Rahmen der EEG-Vergütung verhindert bislang, dass Prosumer systemdienlich agieren und ihren Stromverbrauch flexibel an die Marktsituation anpassen. Die Herausforderung liegt nun darin, Prosumern den Zugang zum Strommarkt zu erleichtern und ihr Potenzial für das gesamte System zu nutzen. Wie dies gelingt und welche Vorteile sich aus der Integration von Heimspeichern ergeben, zeigt dieses Trendpapier.
Über digitale Energiemanagementsysteme lassen sich viele elektronische Haushaltsanwendungen so steuern, dass der Verbrauch in Zeiten verlegt werden kann, in denen die eigene Solaranlage Strom erzeugt. Erfreulicherweise sind Heimspeicher bei Prosumern inzwischen der Standardfall. Kaum eine Anlage in Deutschland entsteht ohne einen Speicher mit mindestens einigen Kilowattstunden Kapazität. Speicher ermöglichen eine weitere Flexibilisierung der Nachfrage: Zeiten ohne PV-Erzeugung können überbrückt werden. Speicher laden tagsüber mit Strom aus der Solaranlage und geben ihn abends und nachts wieder ab, wenn die PV-Anlage keinen Strom mehr erzeugt. So weit, so einfach. Das volle Flexibilitätspotenzial konnte aber nicht entfaltet werden, denn Speicher, die mit einer PV-Anlage verbunden sind und sich in der EEG-Vergütung befinden, durften bislang keinen Netzstrom beziehen. Sie durften nur ins Netz einspeisen. Wenn sie dagegen verstießen, verloren sie ihre EEG-Vergütung. Das Potential, dem Netz Hilfe zu geben, lag so brach. Eine Novellierung des Energierechts, die der Deutsche Bundestag Ende Januar 2025 beschlossen hat, soll das nun ändern.
In Deutschland gibt es derzeit etwa 1,6 Millionen Heimspeicher mit einer Speicherkapazität von insgesamt rund 15 GWh. Allein im Jahr 2024 wurden Heimspeicher mit einer Leistung von etwa drei GW neu errichtet. Bisher sind diese jedoch vom Strommarkt entkoppelt, das heißt in Wintermonaten mit wenig Sonneneinstrahlung bleiben sie meist ungenutzt. Im Sommer können sie dagegen keinen überschüssigen PV-Strom aus dem Netz speichern.
Dabei könnten Heimspeicher neben der Eigenverbrauchsoptimierung auch für den Strommarkt von Vorteil sein. Die Besitzer wiederum können mit bereitgestellter Flexibilität Geld verdienen. Die Möglichkeiten dafür werden jetzt geschaffen, wofür es auch höchste Zeit ist. Seit Anfang 2025 müssen Lieferanten zudem variable Tarife anbieten. Durch eine passende Preisgestaltung könnten Prosumer ihren Stromverbrauch und ihr Angebot an die Marktsituation anpassen und ihre Erlöse maximieren. Auch wurden neue Regeln für die Vermarktung von Prosumern beschlossen. Gewinne können Prosumer bisher allerdings nur erwirtschaften, wenn sie sich für die Direktvermarktung entschieden haben.
Ein Blick in den aktuellen Gesetzentwurf (Drucksache 20/14235) zeigt: Prosumern soll es einfacher gemacht werden sich für die (geförderte) Direktvermarktung zu entscheiden. Deshalb hat der Gesetzgeber mit dem Pauschalmodell einen einfachen, wenig bürokratischen Vorschlag erarbeitet. Danach sollen PV-Anlagen mit verbundenem Speicher Netzstrom ein- und ausspeisen dürfen. Dafür erhält der Betreiber eine EEG-Vergütung: Je Kilowatt installierter Leistung der Solaranlage können bis zu 500kWh pro Jahr EEG-vergütet werden. Strommengen darüber hinaus können durch einen Direktvermarkter verkauft werden. Da man davon ausgeht, dass alle Mengen, die über die 500kWh hinaus gehen, zwischengespeicherter Graustrom aus dem Netz sind, erhält der Prosumer sämtliche Umlagen, Netzentgelte und vieles mehr, für diese Mengen zurückerstattet. In diesem Modell ist es egal, ob der Strom aus dem Netz kommt, aus dem E-Auto oder aus der Dach-PV-Anlage. Dafür braucht der Anlagenbetreiber kein kompliziertes Messkonzept, sondern nur einen Zweirichtungszähler am Hausanschluss.
Auf diese Weise sind die reinen Verbraucher von früher, bei denen jetzt eine PV-Anlage mit einem Batteriespeicher, einer Wallbox oder weiteren elektrischen Verbrauchern montiert ist, nicht nur Produzenten und Konsumenten. Sie können mit ihrer großen Menge an Anlagen zusätzlich eine große Bedeutung für das gesamte Stromsystem haben.
Unsere Trendpapiere bieten Ihnen Hintergründe und aktuelle Entwicklungen in ausgewählten Bereichen der neuen Energiewelt. Hier geht es zur Übersicht der Trendpapiere.