Die Agri-PV wird in Zeiten zunehmender Auswirkungen der Klimakrise immer mehr relevant – denn durch sie kann die Landwirtschaft resilienter und gleichzeitig klimafreundliche Energie auf Agrarflächen produziert werden. Darüber waren sich die Teilnehmer des zweiten Agrivoltaics Industry Forums einig, das vom 5. bis 6. November in Madrid, Spanien, stattfand. Rund 200 Teilnehmer aus der Energie- und Agrarbranche sowie Wissenschaft nahmen an dem Forum teil.
Themen, die die Branche bewegten, waren unter anderem die EU-weite Regulierung für Agri-PV, Möglichkeiten für die Standardisierung und Multiplizierung von erfolgreichen Projekten sowie technologische Fortschritte bei Soft- und Hardware.
Je nach Anbausorte bis zu 60 Prozent höhere Erträge, 20 bis 30 Prozent Wasserrückhalt, 7 Prozent höhere Bodentemperaturen in Kaltperioden und 6 Grad kältere Bodentemperaturen in heißen Wetterphasen – diese eindrucksvollen Zahlen zu den gewinnbringenden Effekten von Agri-PV stellte Dries Acke, stellvertretender CEO von SolarPower Europe, zum Auftakt des Forums vor. Hervorgehoben wurde auch, wie wichtig die Agri-PV für die Akzeptanz des weiteren Ausbaus der Solarenergie in Europa ist. Denn um den Rückhalt in der Bevölkerung dafür zu sichern, ist es wichtig, die regenerative Energieerzeugung in Einklang mit landwirtschaftlicher Erzeugung zu bringen, statt um Flächen zu konkurrieren.
Ein beeindruckendes Konzept dazu stellte Benjamin Subei, Partner und Associate Director von der Boston Consulting Group, vor: Durch eine Umstellung auf regenerative Landwirtschaft in Verbindung mit Agri-PV könnten Landwirte ihre Erträge um bis zu 60 Prozent steigern und ihre Höfe gleichzeitig ökologisch bewirtschaften. Die Kombination mit PV-Stromerzeugung schaffe dabei ein sicheres Standbein im Gesamteinkommen des Hofes, das die Investitionen für die Umstellung auf regenerative Landwirtschaft ermöglicht.
Bahnbrechende Entwicklungen wurden auf dem Agrivoltaics Industry Forum auch aus den Bereichen Robotik und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz für Agri-PV vorgestellt: Start-ups arbeiten derzeit an Lösungen, bei denen Roboter basierend auf einer KI-gesteuerten Monitoring-Software Arbeiten, wie die Reinigung von PV-Modulen oder den selektiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, vornehmen können.
Weiterhin wurden in Madrid Best Practices zu bestehenden Agri-PV-Projekten geteilt: Welche Anbausorten bringen unter dem Einsatz welcher Systemkonfiguration, ob hochaufgeständerte, vertikale oder horizontale Agri-PV mit Trackern, die besten Resultate? Hier herrschte in der Branche Einigkeit darüber, dass die Erkenntnisse über die doch noch junge Anwendung Agri-PV unbedingt geteilt und erfolgreiche Projekte multipliziert werden müssen.
Das Agrivoltaics Industry Forum findet jährlich an wechselnden Standorten in Europa statt.