Politische und regulatorische Themen waren dieses Jahr stark im Gespräch auf dem Forum Solar PLUS , der jährlichen Berliner Industriekonferenz zu den Themen Solarenergie im Energiesystem.
Die Überarbeitung des deutschen und europäischen Strommarktdesigns und sowie der Wegfall von Mitteln aus dem Klima- und Transformationsfonds aus dem diesjährigen Bundeshaushalt bewegten die Branche vom 21. bis 22. November 2023 in Berlin.
Die erneuerbaren Energien sind systemsetzend – darüber waren sich die Teilnehmenden der Konferenz einig. Der damit verbundene rege Austausch in Berlin widmete sich ganz der Frage, wie das Energiesystem in Zukunft so angepasst werden kann, dass die vollständige Integration aller verfügbaren erneuerbaren Ressourcen gelingt.
Die Stimmung auf der Konferenz betonte demnach den Wandel weg von einer isolierten Betrachtung von Solarenergie oder anderer erneuerbarer Energiequellen als reine Erzeugungstechnologien hin zu einem elektrifizierten, dezentralen und digitalisierten Energiesystem. Auf dem Forum Solar PLUS wurde diskutiert, wie ein funktioneller Strommarkt in diesem Sinne gestaltet werden solle und welche Beiträge Speicher und E-Mobilität gleichermaßen als Geschäftsmodelle und stabilisierende Elemente des Systems leisten können.
Ein weiteres Schlagwort in Berlin war die Nutzung von Flexibilität, also die markt- und angebotsorientierte Steuerung von Stromverbrauchen. Eine Voraussetzung dafür ist die Digitalisierung: Hier war man sich einig, dass Deutschland im Vergleich zu den europäischen Nachbarn stark hinterherhinkt, beispielsweise beim flächendeckenden Einsatz von Smart Metern.
Ein vieldiskutiertes Thema blieb in Berlin der Aufbau von PV-Produktionskapazitäten in Europa. Auch im Angesicht des weiteren Preisverfalls bei PV-Modulen lehnten die anwesenden Branchenvertreter Schutzzölle gegen importierte Produkte ab.
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V., sprach sich für die Einführung von sogenannten Resilienzboni aus. Diese sollen die heimische Produktion anhand der Einführung von Local-Content-Anforderungen beispielsweise in Ausschreibungen fördern.
Doch dem Publikum war klar, dass mit dem Wegfall der Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds zukünftig Finanzmittel zur Förderung der Erneuerbaren fehlen könnten – auch in anderen Bereichen werde das Geld dringend gebraucht.
Um die ambitionierten Ausbauziele in Deutschland zu erreichen, sind große Anstrengungen und die Bündelung von Ressourcen nötig: Für den prominenten Referenten Herbert Diess, Aufsichtsratsvorsitzender der Infineon Technologies AG und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, gehe dies nur zusammen mit dem größten Solarproduzenten der Welt China. Diess sprach von der Notwendigkeit, in Europa Produktionen im zweistelligen Gigawatt-Bereich aufzubauen, um funktionierende und wettbewerbsfähige Unternehmungen in der Solarproduktion zu etablieren.
Steigende Zinsen, Inflation, zunehmende Komplexität der technischen Variablen von Projekten in Verbindungen mit Speicher und anderem: Die Finanzierung von PV-Projekten steht laut der Branche neuen Herausforderungen gegenüber. Über Geld gesprochen wurde auch mit der Bewertung der Rentabilität von PV-Projekten, seitdem sich negative Strompreise um die Mittagszeit mehren und Kraftwerke abgeregelt werden müssen.
Für letzteres stellten Branchenvertreter auf dem Forum innovative, neue Geschäftsmodelle vor und zeigten, wie eine Vollversorgung mit erneuerbaren erreicht werden und die Energieversorgung mit erneuerbaren auf die nächste Stufe gelangen kann.
Die Vertreter der Solar- und Energiebranche verbreiteten auf dem Forum Solar PLUS Zuversicht und Optimismus, all die Herausforderungen und noch ungelösten Variablen zukunftsnah gewinnbringend bewältigen zu können. Der Aufwärtstrend der Solarenergie, der sich in den ambitionierten Ausbauzielen und dem dynamisch wachsenden Markt widerspiegelt, war auf der Konferenz deutlich merkbar und bestimmte den Grundtenor.