Amt für Umwelt und Energie, Basel
Der Neubau für das Amt für Umwelt und Energie in Basel wurde 2021 unweit des Marktplatzes mit historischem Rathaus fertiggestellt. Von Beginn an war das Ziel des Bauherrn, ein „Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen“ und einen Multiplikator für andere Bauprojekte zu realisieren.
Das Energiekonzept des Skelettbaus in Holz-Beton-Hybridbauweise basiert auf Fernwärmeanschluss und natürlicher Nachtauskühlung mit thermisch aktivierter Bauteilmasse, mechanischer Hygienelüftung mit Closed-Cavity Fenstern. In Verbindung mit Photovoltaik in der Fassade und Grauwassernutzung wird das MINERGIE-A-ECO-Label erfüllt.
Die Fassade prägt ein klares Raster mit großformatigen Öffnungen und jeweils schmalen hochformatigen Lüftungsflügeln, im Südwesten auch als Eckfenster ausgebildet. Mehr als zwei Drittel der opaken Flächen sind als PV-Fassade ausgebildet. Das realisierte Fassadenkonzept hat eine wechselvolle Planungsgeschichte. Zunächst wurde ein Ansatz mit amberfarbenen polykristallinen Photovoltaikzellen verfolgt. Mit dem Ergebnis als „urbanes Sonnenkleid“ noch nicht zufrieden, wurde eine konzeptionelle Neuentwicklung durch den Einsatz von 3D-Schmelzglas als Frontscheibe gestartet.
Nach Experimenten mit verschiedenen Texturen entschied man sich für eine Struktur mit quadratischem Raster und kreisrunden Vertiefungen in der Fläche. Um den Effekt der leichten Semitransparenz insbesondere in der Fernsicht auch farblich zu akzentuieren, wird zusätzlich zwischen Schmelzglas und PV-Zellen noch eine PVB-Folie mit metallisch reflektierten Punkten eingesetzt. Die Anordnung dieser Punkte in der Fläche erfolgt in drei verschiedenen Dichtegraden, abgestuft zwischen 5, 7,2 und 9 Prozent, vom 1. OG, zunächst über jeweils zwei Geschosse, bis zum 7. OG abnehmend.
Das Ergebnis fasziniert durch die innovative Neuinterpretation einer Glas-/Photovoltaikfassade. Auf einer Fläche von 1.141 m2 sind PV-Module mit einer Leistung von 167 kW – nicht sichtbar befestigt – installiert. Damit kann der Jahresstrombedarf des Gebäudes (ca. 45.000 kWh) rechnerisch gedeckt werden; überschüssiger Strom wird in das Netz eingespeist.
Mit dieser Fassade gelingt den Architekten im Team mit Fachplanern und Herstellern eine außergewöhnliche Lösung, bei der die Photovoltaik in einem schlüssigen Gebäudekonzept durch ästhetische und technische Ambition einen völlig neuartigen Ausdruck der Solartechnik – insbesondere in der Nahsicht – ermöglicht, mit dem auch die Integration in den städtebaulichen Kontext gelingt.
Das Projekt wurde von der Jury mit dem „Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2022“ ausgezeichnet.
Bautafel
Architekt: jessenvollenweider architektur
Betreiber: Amt für Umwelt und Energie (AUE)
Eigentümerin: Einwohnergemeinde der Stadt Basel
Bauherrenvertretung: Bau- und Verkehrsdepartement des Kanton Basel Stadt
PV-Module: Megasol Energie AG
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Serie "Solararchitektur vom Feinsten - Ausgezeichnete Projekte des Architekturpreises Gebäudeintegrierte Solartechnik 2022 kurz vorgestellt".
Über den Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik
Der „Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik“ wurde im Jahr 2000 vom Solarenergieförderverein Bayern e. V. ins Leben gerufen und seitdem neun Mal ausgelobt. Der weltweit ausgeschriebene Preis hat sich als internationaler Wettbewerb zu der Schnittstelle von Architektur und Solarenergie etabliert. Gewürdigt werden mit dem Preis herausragende Beiträge der Planung und Gestaltung gebäudeintegrierter Solaranlagen.
In der letzten Ausgabe des Wettbewerbs hat die Jury aus 121 eingereichten Projekten 15 besonders hervorgehoben, die wir in der Folge vorstellen. Es handelt sich um sehr unterschiedliche Bauaufgaben, in verschiedenem Umfeld, aber alle Projekte zeigen, dass die Integration von Photovoltaik-Modulen und solarthermischen Kollektoren mit gestalterischer und technischer Ambition auf hohem Niveau gelingen kann.