Winter-Plusenergiehaus Sol‘CH, Poschiavo
Der zweigeschossige Baukörper des Ersatzneubaus ist über einem längsgestreckten, schmalen Grundriss entwickelt, der nach Osten leicht abgeschrägt ist. Das steilgeneigte Satteldach ist asymmetrisch ausgebildet und mit der deutlich größeren Fläche nach Süden orientiert. Für das auch im Winter als Plusenergiehaus konzipierte Gebäude sind die Nordseiten von Fassade und Dach ebenfalls als solaraktive Flächen ausgebildet. Das Energiekonzept umfasst eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, einen 3.000 l Speicher sowie Elektromobilität mit bi-direktionalem Ladebetrieb.
Wie wichtig die Fassade als Energiebezugsfläche ist, zeigt auch die installierte PV-Leistung von 65,6 kW, die sich auf 284 m2 in der Fassade und 187 m2 im Dach verteilen. Insgesamt erzeugte die PV-Anlage mit 435 Modulen in 45 verschiedenen Abmessungen im ersten Jahr 44.972 kWh.
Die sorgfältige und präzise Detailarbeit bei den Dach- und Öffnungsrändern spiegelt sich auch im Fugenbild von Fassaden- und Dachmodulen wider. Ausgehend von den Standardmodulen im Dach wurde ein stimmiges Raster entwickelt, bei dem die Öffnungen und Baukörpereinschnitte genau aufeinander abgestimmt sind. Auf dem Dach kommen hocheffiziente PV-Module mit einer Antireflexbeschichtung zum Einsatz, während satinierte und eingefärbte Frontgläser in der PV-Fassade mit ihren Anthrazit- und Brauntönen den harmonischen Gesamteindruck abrunden.
Ein Wohnhaus in dörflicher Umgebung, das als baukultureller Beitrag sowie mit schlüssigem Energiekonzept überzeugt und in Baukörperausbildung sowie Handhabung der solaren Hülle beispielhaft auch für den suburbanen Bereich ist.
Die Jury des „Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2022“ sprach dem Projekt eine Auszeichnung aus.
Bautafel
Architektin: Nadia Vontobel Architekten GmbH
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Serie "Solararchitektur vom Feinsten - Ausgezeichnete Projekte des Architekturpreises Gebäudeintegrierte Solartechnik 2022 kurz vorgestellt".
Über den Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik
Der „Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik“ wurde im Jahr 2000 vom Solarenergieförderverein Bayern e. V. ins Leben gerufen und seitdem neun Mal ausgelobt. Der weltweit ausgeschriebene Preis hat sich als internationaler Wettbewerb zu der Schnittstelle von Architektur und Solarenergie etabliert. Gewürdigt werden mit dem Preis herausragende Beiträge der Planung und Gestaltung gebäudeintegrierter Solaranlagen.
In der letzten Ausgabe des Wettbewerbs hat die Jury aus 121 eingereichten Projekten 15 besonders hervorgehoben, die wir in der Folge vorstellen. Es handelt sich um sehr unterschiedliche Bauaufgaben, in verschiedenem Umfeld, aber alle Projekte zeigen, dass die Integration von Photovoltaik-Modulen und solarthermischen Kollektoren mit gestalterischer und technischer Ambition auf hohem Niveau gelingen kann.